Audience Engagement: Eine Konzepualisierung für Publikumsmedien als Unternehmen, Kulturproduzenten und politische Institutionen
Abgeschlossenes Dissertationsprojekt von Kimberley Kernbach
(Verteidigt am 5.12.23, Publikation ausstehend)
Das Konzept des „Audience Engagements“ findet seit einigen Jahren vermehrte Aufmerksamkeit in der Medienforschung und -praxis, welche ihm eine massgebliche Funktion in der Lösung bestehender Herausforderungen hinsichtlich der unter Druck geratenen Geschäftsmodelle und gesellschaftlichen Legitimität der Publikumsmedien beimessen. Dennoch verbleibt das „Audience Engagement“ bisher ein uneinheitlich definierter Begriff und ein komplexes Konstrukt, sodass ein mangelnder Stand seiner Konzeptualisierung zu fragmentierten Wissensbeständen geführt hat, die sowohl dessen fortführende Erforschung als auch dessen Anwendung in der Medienpraxis behindern.
Diese Arbeit widmet sich deshalb einer umfassenden Konzeptualisierung des „Audience Engagements“ mit Blick auf Publikumsmedien wie Zeitungs-, Zeitschriften- und Buchverlage sowie Fernseh- und Radiosender, wobei sowohl wirtschaftliche als auch politisch-kulturelle Aspekte der Medienarbeit berücksichtigt werden. Im Zentrum steht dabei eine Aufarbeitung bestehender Definitionen und Verständnisse, eine Abgrenzung verschiedener Dimensionen und Elemente sowie eine Darlegung diskursiver Verhandlungen des Audience Engagements. Dazu wird ein qualitatives Forschungsdesign verwendet, bei dem eine deduktive Konzeptualisierung durch einen systematischen Literaturüberblick des „Audience Engagements“ und eine induktive Konzeptualisierung durch Experteninterviews mit Medienpraktikern erfolgt.
Die empirischen Erkenntnisse beider Untersuchungen werden abschliessend in einer umfassenden Konzeptualisierung zusammengetragen, wobei Definitionsprämissen des „Audience Engagements“ aufgestellt und bestehende Diskurse zusammenfassend dargelegt werden. Dabei legt diese Arbeit dar, dass das „Audience Engagement“ nicht nur als ein Marketingkonzept verstanden werden darf, sondern im Kern das Geschäftsmodell der Publikumsmedien definiert. Zudem stellen die Gesetzmässigkeiten des „Audience Engagements“ tradierte Verständnisse der Medienarbeit wie die Trennung von produzierendem Expertentum und rezipierendem Publikum oder die Werthaltigkeit eines Massenpublikums in Frage und rufen zu neuen Organisationkulturen und -strukturen auf, die sich an Paradigmen wie der Publikumszentrierung, Interaktivität, Dialog und Partizipation orientieren müssen.
Adm. Programmleitung DKJ